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Müine Heume von August Bolhöfer
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Zur Lektion 5 gehören noch:
Lied: Müine Heume hier
Gedicht: Der Wanderbursche hier
Gedicht: Morgenstunne  hier
Gedicht: De Wettlaup hier

Jui prohlt den Rhuin und suine Wuine,
jui der weser greunen Strand,
jo, jeuder Minske prohlt dat suine,
eck lowe mui muin Lipperland.
Wat ligt et dor seo wunnernett,
os wor’t eun eunzig Bleomenbett,
in’n Sunnenschuin, seo lecht un scheun,
man kann sick garnich satt dran seuhn.
Keun anner Land, dat kümmt ’n gluik,
et es de Kreon in’n duitsken Ruik.

Suih mol de Soot, de greunen Wiesen,
de duistre Waold in suiner Pracht,
do stoht de Bäume slank os Riesen
un lowet Gott un suine Macht.
Wost diu suin Wesen recht verstohn,
dann most diu frech no’en Holte gohn;
wenn owwern Weg de Reihbock springt,
de Draossel in’ne Buske singt,
dann geuht düer’t Holt seo’n frommen Grius,
os wor de Waold eun Goddeshius.

Bist diu mol up de Berge stiegen
un häst den graoten Hermen seuhn?
Do könnt de annern doch nich tiegen,
de hat nich mol’n Externsteun.
De Rhuin met suiner Lurelui,
dat es de reune Flunkerui,
de Jumfer met den güllen Hoor,
dat Minske es jo gor noch doer!
Un hunnert Stunne kannst diu gohn,
seo’n Hermen suihst diu neuernt stohn!

Wennt Winder wird in iusen Lanne
un Holsken gift anstatt der Scheoh,
dann kümmt de Mann met widden Sanne
un strojjet olle Wege teo.
Wenn dann de Jungens Nüde knackt,
de Modder leckern Pickert backt,
un in ’er Stoben üm ’en Disk de Kinner
sit’t seo fraoh un frisk,
dann frog eck nicks no Broen un Wuin,
dann möcht eck in ’er Heume suin.

Do sind de Minsken nao seo innig
un nich seo dreuge os ’en Pinn,
de Wuiweslui seo leuw un sinnig,
do es’n warmes Herten in.
Wenn dui eunmol seo’n wacker Luit
recht nüipe in ’e Aogen suiht
und dui met ehren soiten Mund anlacht
seo recht van Hertensgrund,
dann kannst diu reusen owert Meer,
dat Kind vergettst diu nimmermehr.

Van oll den Woiern duitsker Tungen
klang mui keun eunziget seo wert
un keunt es mui int Herte drungen,
os wat de Modder us hat lehrt.
Drückt mui mol euner warm de Hand
un deit seo fründlick, seo bekannt
un sägt seo wacker „diu“ teo mui
un froget glück: « Wo geuht et dui? »
Dann werd et mui seo warm teo Sinn,
dann weut eck, dat eck heume sin.
 

Du lobst den Rhein mit seinen Weinen,
du der Weser grünen Strand,
ja, jeder Mensch lobt das seine,
ich lobe mir mein Lipperland.
Wie liegt es da so wunderschön,
als wäre es ein einziges Blumenbett,
im Sonnenschein, so hell und schön,
man kann sich gar nicht satt dran sehen.
Keine andere Gegend kommt ihm gleich,
es ist die Krone im deutschen Land.

Sieh mal die Saat, die grünen Wiesen,
der dunkle Wald in seiner Pracht,
da stehen die Bäume schlank wie Riesen
und loben Gott und seine Macht.
Willst du sein Wesen recht verstehen,
dann musst frech ins Holz gehen;
wenn über den Weg der Rehbock springt,
die Drossel in dem Busche singt,
dann geht durch das Holz so ein frommer Gruß,
als wäre der Wald ein Gotteshaus.

Bist du mal auf die Berge gestiegen
und hast den großen Hermann gesehen?
Da können die anderen gar nicht mit,
die haben nicht mal die Externsteine.
Der Rhein mit seiner Lorelei,
das ist die reinste Flunkerei,
die Jungfrau mit dem goldenen Haar,
die ist ja gar nicht da!
Und hundert Stunden kannst du gehen,
so einen Hermann siehst du nirgends stehen.

Wenn es Winter wird in unserem Land
uns es Holzschuhe gibt statt Schuhen,
dann kommt der Mann mit dem weißen Sand
und streut alle Wege zu.
Wenn dann die Jungen Nüsse knacken,
die Mutter leckeren Pickert backt,
und in der Stube um den Tisch die Kinder
so froh und frisch sitzen,
dann frag ich nicht nach Braten und Wein,
dann möchte ich in der Heimat sein.

Da sind die Menschen noch so innig
und nicht so trocken wie ein Holzpflock,
die Weibsbilder so lieb und sinnig,
sie haben ein warmes Herz.
Wenn dir einmal so ein schönes Mädchen
ganz genau in die Augen sieht
und dich mit ihrem süßen Mund anlacht,
so richtig aus Herzensgrund,
dann kannst du reisen über das Meer,
das Kind vergisst du nimmer mehr.

Von all den Arten deutscher Sprachen
klang mir keine einzige so wertvoll
und keine ist mir ins Herz gedrungen
wie die von der Mutter uns gelehrt.
Drückt mir mal einer warm die Hand
und ist so freundlich, so bekannt
und sagt nun munter „du“ zu mir
und fragt gleich: „Wie geht es dir?“
Dann wird es mir so warm im Sinn,
dann weiß ich, dass ich in der Heimat bin.