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Plattdeutsche Ecken 2008

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Dat füine Kaffe in Pyrmont 24.02.08

 Müine Tante Emilie hät müiner Modder jümmer vertellt, se woll seo cherne mol wier no Pyrmont int „Café Crystal“. Un wüil Emilie dat jümmer wier teor Sproke brochte, sind müine Öllern eunet Dages met de Tanten no Pyrmont fohrn. In dat Kaffe in den Bronnenstroten sind de Kurgäste cherne an´n Nomiddag gangen, ümme seck de Luie teo beküiken un ümme sümst seuhn teo wern. De Luie hät sick domols nau richtig in Schale schmetten, de Kerls met Schlips un Anzug un de Frubben met Pelzmantel un Pömps. Auk müine Öllern un Emilie hät seck anmeten schick maket. In den füinen Kaffe hät man sick den Platz nich sümst soiket, eun Meken brochte de Gäste teo jühren Disk. Dänn kamm et met den Korten, eune för Gedränke un eune förn Keoken. Müine Öllern hät sick Kaffe un Himmern-Schmandtorte bestellt, öber de Tante Emilie woll blauß Kaffe. No euner Wüile kamm dat Meken met den Kaffe un de Torten un müine Öllern hät et sick munnen loten. Öber Emilie hät ühre Tasken upmaket un eun Pakeut met Lewwerwostbotterbrauten iutpackt. De hät de Tanten up den Disk läggt un eunet teon Kaffe eten. De Riuk no Lewwerwost hät sick rüitsk in´n ganßen füinen Kaffe iutbreutet un de annern Gäste un de Serviermeken hät unnernanner wat flustert. Müinen Vadder was dat seo schanierlick, dat heu iutdrunken un dat Kaffe fluchtortig verloten hät. Müinen Modder was dat auk schenant, öber euner moßte ja iuthaulen un büi de Tanten blüiwen. De Geschichten ess vör öwwer füimtwintig Johrn passört, öber jeudet Mol, wänn eck met müinen Öllern in Pyrmont sinn, sächt müine Modder teo müinen Vadder: „Weut diu nau, dat met de Emilie ühren Lewwerwostbraut?“

Das feine Kaffee in Pyrmont

 Meine Tante Emilie hat meiner Mutter immer erzählt, sie wolle so gerne mal wieder nach Pyrmont ins „Café Crystal“. Und weil Emilie das immer wieder zur Sprache brachte, sind meine Eltern eines Tages mit der Tante nach Pyrmont gefahren. In das Café an der Brunnenstraße sind die Kurgäste gerne am Nachmittag gegangen, um sich die Leute anzuschauen und um selbst gesehen zu werden. Die Leute hatten sich damals noch richtig in Schale geschmissen, die Männer mit Schlips und Anzug und die Frauen mit Pelzmantel und Pumps. Auch meine Eltern und Emilie hatten sich angemessen chic gemacht. In dem feinen Café hat man sich den Platz nicht selbst gesucht, ein Mädchen brachte  die Gäste zu ihrem Tisch. Dann kam es mit der Karte, eine für Getränke und eine für Kuchen. Meine Eltern haben sich Kaffee und Himbeerschmandtorte bestellt, aber die Tante Emilie wollte bloß Kaffee. Nach einer Weile kam das Mädchen mit dem Kaffee und der Torte und meine Eltern haben es sich munden lassen. Aber Emilie hat ihre Tasche aufgemacht und ein Paket mit Leberwurstbutterbroten ausgepackt. Die hat die Tante auf den Tisch gelegt und eines zum Kaffee gegessen. Der Duft nach Leberwurst hat sich rasch im ganzen feinen Café ausgebreitet und die anderen Gäste und das Serviermädchen haben untereinander etwas geflüstert. Meinem Vater war das so peinlich, dass er ausgetrunken und das Café fluchtartig verlassen hat. Meiner Mutter war das auch peinlich, aber einer musste ja aushalten und bei der Tante bleiben. Die Geschichte ist vor über 25 Jahren passiert, aber jedes Mal, wenn ich mit meinen Eltern in Pyrmont bin, sagt meine Mutter zu meinem Vater: „ Weißt du noch, das mit der Emilie und ihrem Leberwurstbrot?“